Zum 10. Todestag von Giuseppe Bruno

 

Giuseppe Bruno starb am 8. Februar 2014 in Frankfurt am Main.

Geboren am 25. September 1945, in Butera, Sizilien, kam er mit 16 Jahren als Gastarbeiter nach Frankfurt am Main, wo er bis zu seinem Tode lebte und wirkte.

Seine letzten Lebensjahre widmete er ganz dem Thema der Arbeitsmigration. Er setzte sich für die Dokumentation der Migrationsgeschichte im Historischen Museum ein. Von langfristiger Bedeutung ist sein Engagement für ein Gastarbeiterdenkmal am Frankfurter Hauptbahnhof: Wenn dies auch erst im Rahmen der Neugestaltung des Vorplatzes verwirklicht werden soll, ist doch als Zwischenlösung aktuell geplant, die U-Bahn-Steige der Linien 4 und 5 unter dem Hauptbahnhof mit farbigen Spruchbändern und Wandelementen umzugestalten, um auf die Bedeutung der frühen Arbeitsmigration hinzuweisen und Begriff „Gastarbeiter“ zu thematisieren.

Giuseppe Bruno gehört zu den wenigen Arbeitsmigranten – im damaligen Sprachgebrauch „Gastarbeiter“ – aus Italien, die selbst über ihre Migrationserfahrungen geschrieben haben. In seinem ersten Buch Der Zug in die Fremde – ein Leben als Bauernjunge und Gastarbeiter (2005) erzählt er mit viel Humor und bemerkenswerter Offenheit von seiner Kindheit und Jugend in Sizilien und von seinen ersten Jahren im Frankfurt der 1960er Jahre.

Sein zweites Buch Wenn die Fremde zur Heimat wird (2012) handelt von seinem Leben in Frankfurt-Eschersheim in den 1970er Jahren als Ehemann, Vater einer Tochter und – Blumenhändler. Eindrücklich schildert Giuseppe Bruno die sommerlichen Fahrten im heiß laufenden VW-Käfer nach dem mehr als 2000 km entfernten Butera auf Sizilien und die dort folgenden Konfrontationen mit seiner Herkunftsfamilie.

Giuseppe Bruno schreibt über sein Gastarbeiterschicksal zwischen den Kulturen in kleinen Geschichten und Anekdoten, mal nachdenklich, mal ergreifend, mal hinreißend komisch. Er lässt tief blicken in Seelenlagen und Befindlichkeiten, sowohl in die eigenen wie in die der anderen beim steinigen Weg zu sich selbst, der Befreiung von den „bösen Geistern“.

In seinen Geschichten und Anekdoten, Interviews und Initiativen ist Giuseppe Bruno bis heute lebendig geblieben.

 

Weitere Infos über Giuseppe Bruno und seine Werke: Ein Gastarbeiterschicksal ...

 

Eine interessante Lektüre wünschen Ihnen

der Verlag EDITION 6065!

 



Dibbegugger un Worschtphilipp waren zwei Wiesbadener Originale aus der satirischen Zeitung Die Wäsch-Bitt, erschienen in den Jahren 1897 bis 1900.

"Umweeschfinanzierung"

Worschtphilipp un Dibbegugger
Zeichnung: Ferdinand Nitzsche, Wäsch-Bitt, 1., 2., 3. Jg., 1897/98/99. In: Die Wäsch-Bitt von Franz Bossong. Wiesbaden

 

Dibbegugger: Hoste scho geheert, die neu Rhein-Main-Hall soll ball 200 Millione koste ...

Worschtphilipp: Un wer soll des bezahle?

Dibbegugger: Ei, die Wissbadener, wer sunst?

Worschtphilipp: Könne die dann kaan Investor finne, wo sei Geld do rin steckt?

Dibbegugger: Na, des geht nit, weil die Hall macht jo Verlust ...

Worschtphilipp: Warum zum Deiwel brauche mir e Hall, die bloß Verlust mecht?

Dibbegugger: Des is wesche de Umweeschfinanzierung ...

Worschtphilipp: „Umweeschfinanzierung“ was soll dess dann sein?

Dibbegugger: Bass uff, die Stadt baut die Hall, dann komme vill Leut in die Stadt, uff Kongresse un so. Dadorsch verdiene die Gastwerte besser un zahle dann mehr Steuern an die Stadt. Unn ibber den Umweesch, wenn's klappt,  verdient die Stadt dann widder an de Hall.

Worschtphilipp: Jo, wann des bloß uffgeht! Dann könne se doch gleich de Gastwirt e paar Millione im Johr nochschmeiße oder besser: einmol im Monat im Rothaus e groß Buffet für die Leut veranstalle. Des käm ohne Umweesch immer noch billischer un mer hätt was devon!

Dibbegugger:  Des mache se nit. Dem Ball des Sports wolle se noch 500.000 Euro dezugebbe, dass er ibberhaubt kimmt!


Januar 2024